Was „grün riechen“ eigentlich bedeutet – und wie vielfältig es sein kann 

„Grün“ ist nicht nur eine Farbe – es ist ein Geruch, ein Gefühl, ein Eindruck. In der sensorischen Aromabeschreibung wird „grün“ verwendet, um Geruchsnoten zu kennzeichnen, die an Frische, Pflanzen, unreife Früchte oder Gras erinnern. 

Doch grün ist nicht gleich grün. So wie es unzählige Grüntöne in der Farbwelt gibt, offenbart sich auch in der Duftwelt eine Vielfalt grüner Nuancen. Wer an „grün“ denkt, hat vielleicht frisches Gras, knackigen Salat oder einen Kräuterstrauß vor Augen. Tatsächlich ist „grün“ als Geruchs- und Geschmackskategorie vielschichtiger, als man zunächst vermuten würde. 

In diesem Artikel nehme ich dich mit auf eine kleine Entdeckungsreise durch die verschiedenen Facetten des grünen Aromas. 

1. Grün-grasig – Das Blättergrün

Die grasig-grüne Note erinnert an frisch geschnittenes Gras, junge Blätter oder zerriebene Pflanzenteile. Sie wirkt klar, lebendig und natürlich – und ist besonders typisch für grüne Früchte, frische Kräuter oder Tees. 

Verursacht wird dieser Duft unter anderem durch den sogenannten Blätteralkohol (cis-3-Hexenol), der beim Verletzen von Pflanzen entsteht und ein stark pflanzlich-frisches Aroma verströmt. 

Typische Alltagsbeispiele: 

Grün-grasig erinnert an Draußensein, Natur und Frische – manchmal herb, immer belebend. 

2. Grün-fruchtig – Wenn das Grün süß wird

Auch grüne Früchte haben ihren ganz eigenen Duftcharakter. Grün-fruchtige Aromen verbinden pflanzliche Frische mit fruchtiger Säure oder Süße – wie beim Biss in einen knackigen grünen Apfel. 

Ein klassischer Vertreter dieser Kategorie ist trans-2-Hexenal, das für das typische Aroma von grünem Apfel verantwortlich ist. 

Typische Alltagsbeispiele: 

Grün-fruchtig ist spritzig, leicht süß und sehr erfrischend – ideal für sommerliche Assoziationen.

3. Grün-pflanzlich – Wie im Gemüsegarten

Diese Duftfacette erinnert an frisch geerntetes Gemüse oder einen Spaziergang durch den Gemüsegarten. Grün-pflanzliche Aromen sind mild, erdig und oft leicht wässrig. 

Ein typischer Aromastoff dieser Kategorie ist (E,Z)-2,6-Nonadienal, der für den frischen, kühlen Gurkenduft verantwortlich ist – ebenso wie für den Geruch von Wassermelonen. 

Typische Alltagsbeispiele: 

Grün-pflanzlich ist sanft, kühl und erinnert uns an gesunde Küche und Frische pur.

4. Grün-krautig – Die Würze der Natur

Die krautige Seite von „grün“ zeigt sich in aromatischen Küchenkräutern – von frisch bis würzig, von zart bis intensiv. Diese Gerüche entstehen vor allem durch ätherische Öle, die beim Zerreiben freigesetzt werden. 

Ein charakteristischer Aromastoff ist Isobutylthiazol-2, der den markanten Duft von Tomatenpflanzen liefert – würzig, grün und unverkennbar. 

Typische Alltagsbeispiele: 

Grün-krautig ist würzig, aromatisch und weckt Assoziationen an Garten, Natur und mediterrane Küche.

Fazit: Grün ist mehr als nur eine Farbe

Grün ist ein ganzer Duftraum – von grasig-frisch über fruchtig-spritzig bis hin zu pflanzlich oder würzig-krautig. 

Achte beim nächsten Einkauf, Kochen oder Spaziergang bewusst auf die verschiedenen grünen Nuancen. Vielleicht entdeckst du dein persönliches Lieblingsgrün – in einem Apfel, auf der Wiese oder im Kräutertopf auf dem Balkon. 

Wenn du Lust hast, deine Nase zu schulen: 

Probiere doch einmal, beim Aufschneiden von Gurke, Apfel oder Kräutern ganz bewusst zu riechen. Schließe die Augen – was nimmst du wahr? Kannst du welche der beschriebenen Noten erkennen? Was nimmst du noch wahr. Versuche deine Eindrücke in Worte zu fassen.

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